Man muss wie Christof Schläger nur mit offenen Ohren durch den Alltag flanieren und plötzlich wird man von Klängen
und Geräuschen gefesselt, denen andere keine besondere Aufmerksamkeit schenken. Bei diesen Momenten der akustischen
Verblüffung und Überraschung macht es dann bei Klangkünstler Schläger „Klick". Sofort setzen sich in seiner Fantasie
die ersten Pläne zusammen, wie er diese Töne auch mit seinem Know-how als studierter (Bau-)Ingenieur für eine seiner
riesigen Klangmaschinen nutzbar machen könnte. Wie im Fall etwa seiner „M-Pipes", einer Sound-Skulptur mit 16
Regenrinnen-Fallrohren: „An einem sehr stürmischen Tag bemerkte ich, wie der Mast eines Straßenschildes einen Ton
erzeugte. Der starke Wind blies über das oben offene Rohr. Für die M-Pipes habe ich das Phänomen des Luft-Seitenstromes
untersucht. Mit eigens gebauten Düsen, die in einem speziellen Winkel die Öffnung anblasen, wird hier ein rauer Ton
erzeugt. Er erinnert eher an eine Querflöte oder manchmal sogar an ein tief gestrichenes Cello. Es ist dasselbe
Grundprinzip wie bei der, Orgelpfeife, doch die Ausführung ist sehr verschieden." Aber auch die Entstehungsgeschichte
zum „Drum-Gate", bei dem 16 „Luft-Trommeln" ein begehbares „Trommel-Tor" mit einem Durchmesser von vier Metern bilden,
spricht für Schlägers kreative Entdeckerlust: „Eine ohrenbetäubende Paketsortier-Anlage benutzte Druckluft-Schwenkarme,
um die Pakete zu sortieren. Ständig boxten und zischten klappernde Sortierarme die Pakete in verschiedene Richtungen
der Transportbänder. Ein eigentümliches Schlag-Werk-Konzert erfüllte die Halle." Und schon war das „Drum-Gate" erfunden.
Mittlerweile befinden sich in Schlägers Klangmaschinen-Universum über 50 solcher Unikate mit entsprechenden
Fantasienamen. Dazu gehört die „Federine" genauso wie „Whupi", der „Telewald" oder „Standzeit". Sie alle
basieren auf akustischen Phänomenen, die einem urbanen Mikrokosmos entstammen, pneumatischen Pumpen, Schellen,
Röhren, Schläuchen oder Türklingeln. Und diese Sounds überführt Schläger mit seinen raffinierten Konstruktionen
in den Makrokosmos spielbarer Instrument-skulpturen und macht sie so ästhetisch erlebbar.
Dabei geht es ihm um die Unmittelbarkeit sinnlicher Wahrnehmung. Das ist der zentrale Punkt um den sich sein
ganzes künstlerisches tun dreht. Diese Unmittelbarkeit bleibt seiner Ansicht nach nur erhalten, wenn nichts
den zuhörner von der Klangerzeugung trennt. Dann bleibt die “Magie” des reinen Erlebens erhalten. Seiner Ansicht
nach nehmen wir Musik nicht mit dem Verstand wahr, sondern mit dem Selbst, der ganzheitlichen Psyche.
So soll und muss das Publikum von den Instrumenten umgeben sein und steht im wahren Sinne des Wortes im Mittelpunkt
des Geschehens. Genau dieses Erlebnis bietet das Raumklang-Konzert „Reconnected", es spricht unmittelbar unsere
Sinne an. Der als freischaffender Künstler in Herne und Amstelveen arbeitende Komponist und Musiker hat für
Reconnected seine Klang-Landschaft von ausschließlich mechanisch-akustischen Instrumenten geschaffen. Diese aus
einer Vielzahl von magnetischen, elektrifizierten Apparaten, Ventilen, Motoren etc. bestehenden hat er in einem
Zeiraum von 30 Jahren begaut. Die Partituren für dieses Orchester werden über Keyboard und einen Computer gespielt.
Die Zuhörer können sich durch diesen futuristischen Maschinendschungel frei bewegen und etwa durch das „Drum-Gate"
treten, dann kann man, mit einem entlehnten Wort von John Cage eigentlich nur eines wünschen: Happy New Ears
and Eyes! (Text: Guido Fischer)
Das Drum-Gate besteht aus 16 "Luft-Trommeln"
mit pneumatischen Dreh-Hämmern. Die Membran ist aus Kevlar und roter LKW-Plane. Das “Trommel-Tor”
ist begehbar und hat einen Durchmesser von 4 m.
Materialien: Stahl, Kevlar Gewebe, 16 pneumatische Schwenkantriebe, zwei Ventilinseln Gewicht: ? Abmessungen: 400cm (Breite) x 350cm (Höhe) x 50cm (Länge)
Die Lufttrommeln sind auf ein rundes Gestell
aufgezogene Membranen aus Kevlar - ein schussfeste Gewebe - mit einem Durchmesser von 1,50 Metern.
Daran sind 16 Hämmer mit einem pneumatisch betriebenen Drehgelenk befestigt, die, mit verschieden
Materialien bestückt, auf die Membran schlagen.
Materialien: Stahlblech, pneumatische Schwenkantriebe (Firma Festo), Ventil-Inseln,
Steuerung Gewicht: 55 kg Abmessungen: 220cm (Höhe) x 150cm (Breite)
Speziell gebaute Düsen betonen die
Anblasgeräusche der Luftströmung, der Ton wirkt rau. An 16 Ventilen sind Regenrinnen
Fallrohre montiert. Durch die regelbare Luftströmung erklingen kräftige Töne.
Materialien: Stahl, Rohre, 8 Gas-Ventile, 300-mBar-Gebläse Gewicht: 145 kg Abmessungen: 200cm (Höhe) x 350cm (Breite) x 200cm (Länge)
Bei jedem Kulong dienen 32 speziell
angefertigte Glocken als Klangkörper, auf die mit hoher Frequenz agierende Typewriter-
Magnete schlagen. Die Metallglocken haben einen ovalen Querschnitt für einen leicht
verfremdeten Obertonklang.
Materialien: 32 Magnete, Stahl Gewicht: 500 kg Abmessungen: 380cm (Höhe) x 300cm (Breite) x 80cm (Länge)
Das Typedrum, entwickelt 2005
und optimiert 2008, wird mit Magneten aus elektrischen Schreibmaschinen angetrieben.
Die ratternde Kulisse eines Großraumbüros voller elektrischer Schreibmaschinen
gehört bereits zum akustisch-alltagsmusealen Erinnerungsschatz der 80er Jahre. Hier
lebt diese Sound-Kulisse wieder auf. Beim Typedrum schlagen kleine Hebelarme auf
Membranen aus Druckerfolie, die auf runde Reifen gespannt ist.
Materialien: 16 Magnete, Metall, Folien Gewicht: 40 kg Abmessungen: 380cm (Höhe) x 300cm (Breite) x 80cm (Länge)
Auf insgesamt acht über drei Meter hohen
Stäben sind Motoren mit durchlöcherten Scheibenaus Kunststoffolie montiert. Bei schneller
Rotation erzeugen sie einen stark geräuschhaften Klang. Die acht Stäben stehen auf einem
Gestell und wirken durch die rot oder blau gefärbten Folien wie langstielige Pflanzen in
einer Vase.
Materialien: Stahlstäbe, 8 Motoren, Folien Gewicht: 20 kg Abmessungen: 330cm (Höhe) x 160cm (Breite)
Chromix besteht aus acht verschieden großen,
sechseckigen Edelstahl-Chromblechen. Sie sind an ein Gestell mit zwei Trägerarmen montiert.
Die Bleche sind gekantet, um die Resonanzen zu verstärken. Die Bleche klingen durch Magnete,
welche die Eigenresonanz des Bleches anregen.Der metallische Klang bewegt sich zwischen
Transformator-Geräusch und Donnerblech.
Materialien: 32 Magnete, Edelstahl-Chrombleche, Metall Gewicht: 60 kg Abmessungen: 330cm (Höhe) x 760cm (Breite)
Ein gerillter Schlauch wird durch
einen Nähmaschinenmotor in Rotation versetzt. Eine Naturtonreihe erklingt. Die gesamte
Gruppe besteht aus acht Instrumenten mit jeweils acht Rotoren. Es spielen also 64 rotierende
gerillte Schläuche.
Materialien: Stahl, Kabel, Leerrohre, 8 Nähmaschinenmotoren Gewicht: 80 kg Abmessungen: 700cm (Breite) x 350cm (Höhe)
An einem leicht konkav gebogenen
Gestell von 3,10 Meter Höhe sind 72 Telefonklingeln angebracht, die durch Magnete
angeschlagen werden. Neben diesen Standard-Klingeln werden auch präparierte Klingeln
verbaut, die statt der Glocken flache Metallscheiben rasseln lassen. Acht Gestelle mit
insgesamt 576 Schellen bilden ein vollständiges Instrument. 72 Schellen bilden ein
Objekt, das in vier Gruppen zu 18 Schellen aufgeteilt ist. Bei einem „Ton“ spielen
also immer 18 Schellen zugleich
Materialien: Stahlprofile, 576 Schellen Gewicht: 8 Objekte à 15 kg Abmessungen: 45cm (Breite) x 310cm (Höhe)
Metallmembranen in kleinen
Metalldosen werden in Schwingungen versetzt. Auf den Armen, die bis zu 16 Meter
Spannweite haben können, wandert der Klang durch den Raum.
Materialien: 64 Dosen, Stahlrohr, Bleche, Schläuche Gewicht: 60 kg Abmessungen: 1600cm (Breite) x 400cm (Höhe)
An einem Kabel befinden sich
im Abstand von je einem halben Meter elektromagnetische Signalgeber. Werden sie
kurzgeschlossen, entsteht ein Knackgeräusch. Das 32 Meter lange Kabel der
Knackdosen-Kette kann unterschiedlich angeordnet werden.
Materialien: Signalgeber, Kabel Gewicht: 2 Objekte à 15 kg Abmessungen: 3200cm (Länge)
Der Klangkörper ist aus Alunminium. Acht
Drehmagnete schlagen auf die Zungen der doppelten Klöpperböden. Die gesamte Gruppe besteht
aus vier Instrumenten. Die Böden sind gestimmt.
Materialien: Alunminium, Drehmagnete Gewicht: 110 kg Abmessungen: 200cm (Höhe) x 150cm (Breite)
Wenn Luft durch schnell
rotierende Lochscheiben strömt, entsteht der typische Sirenenton.
Das 1989 gebaute und 2002 überarbeitete Instrument mutet futuristisch
an, als sei es ein außerirdisches oder ein einem Science-Fiction-Film
entsprungenes Wesen.
Materialien: Stahl, Rohre, 8 Schläuche, 8 Ventile, 8 Drosselklappen, 16 Motoren Gewicht: 140 kg Abmessungen: 350cm (Breite) x 240cm (Höhe)
Schnelle Bewegungen von gelochten Scheiben erzeugen Töne
wenn Luft hindurchströhmt.Vom Quart existieren zwei Instrumente, Quart Weiss und Quart Rot. Sie sind technisch
gleich aufgebaut unterscheiden sich aber in der Klangfarbe durch anders gestimmte Lochscheiben.
Materialien: Stahl, Rohre, Schläuche, 4 Ventile, 4 Drosselklappen, 4 Motoren Gewicht: 60 kg Abmessungen: 250cm (Höhe) x 110cm (Breite)
Fünf Motoren mit Reib-Scheiben
lasen Stahlseiten vibrieren. Die Drehzahl kann wechseln aber die Seiten sind auf
einen Ton gestimmt. Ein schwebender kontinuierlicher Klang ensteht.
Materialien: Helix Rohr, Spiral-Rohr aus Stahlblech, Seiten, Motoren Gewicht: ? Abmessungen: 80cm (Höhe) x 400cm (Breite)
Magnete aus Elektro-Naglern
sind an einen kleinen Dreifuß geschraubt. Acht Hopper klopfen und springen
auf präparierten Holzplatten. Je nach Untergrundbeschaffenheit können die
Hopper auch direkt den Boden als Resonanzfläche ansprechen.
Materialien: Eisenprofile, 8 Magnete, Steuerung Gewicht: 2 Objekte à 2 kg Abmessungen: 80cm (Breite) x 80cm (Länge) x 20cm (Höhe)