Für Christof Schläger ist Geräusch das Material, das
er gestaltet, das er sortiert, produziert, formt und versammelt
und mit Hilfe seines surreal anmutenden Klang-Personals in
den Raum und an die Trommelfelle schickt. Schläger legt vor
allem auch großen Wert darauf, dass die von seinen Objekten
produzierten Töne wohl computergesteuert sind, aber mechanisch
entstehen.
Er will mit ihnen die physikalische Existenz des Klanges gestalten,
das Zusammenspiel der verschiedenen im Raum verteilten Objekte,
das auf die spezielle Situation abgestimmt wird, lässt dann
jeweils andersartige Klangräume entstehen. Die originellen,
vom Künstler entworfenen und aus unzähligen mechanisch-elektrischen
Einzelelementen zusammengesetzten Objekte oder Instrumente,
die er Geräusch-Gestalten [=Aural Shapes]
nennt und damit auch ihre Individualität, ja Personifizierung
zum Ausdruck bringt, werden von Strom angetrieben und von
einem dafür ausgelegten und programmierten Computernetzwerk
inszeniert. Sie sind nicht nur mit Hilfe einer an das Netzwerk
angeschlossenen Tastatur einzeln bespielbar, sondern erlauben
dem Künstler den aktiven und interaktiven Zugriff auf alle
Instrumente gleichzeitig.
Auf diese Weise entsteht ein "Aural-Shape-Orchester",
in dem durch die Eingriffe des Künstlers nicht nur ein Konzert
entsteht, sondern auch die eigenen Kompositionen interpretiert,
dirigiert und variiert werden können. Bei der konzertanten
Aufführung werden die einzelnen Objekte, deren Erscheinung
auch rein optisch-ästhetisch ein reines Vergnügen ist, nacheinander
zum Tönen gebracht, bis sie sich zu einem umfassenden Klangdschungel
vereinen. Dazwischen liegen Zirpen, Schnalzen, Flattern, Sausen,
Knistern, Knacken und Rauschen, die einzelnen Töner setzen
sich punktuell in Bewegung und beginnen ihr je eigenes Geräusch,
die Töne hüpfen durch den Raum wie Kiesel auf dem Wasser,
durchlaufen ihn in Wellen und verbreiten sich in alle Richtungen.
Knackdosen knacken, Schellenbäume scheppern, Whupi, der Raumgreifer,
setzt seine Membranen in Schwingung und die wuchtige Federine
beginnt zu dröhnen. Allein die Lautmalerei der Namensgebung
lässt die Ohren spitzen. Klapperrappel, Memdrum und Wrummer,
Quäker, Knister und Zirr bespielen die Skala der Gefühle von
der Gänsehaut bis zum Bauchgrimmen. Technisch liest sich das
so: Magnete für Spinnereimaschinen schlagen auf Stangen und
Drähte, Garagentorfedern dröhnen, Plattenspielermotoren drehen
sausende Plastiktüten. Die Zuhörer und Zuschauer bewegen die
Köpfe von rechts nach links, nach oben und unten und drehten
sie am liebsten um 360 Grad, um dem Lauf der Töne zu folgen.
Aural Shape trifft solar plexus."
Einige
realisierte Projekte zeigen die Möglichkeiten des Aural-Shape-Orchester:
>> Urbane Rituale
>> Abbauhammer Konzert
>> Soundgate
>> Hammerwerk
>> Begegnungen...
>> Schwebenden Klöpperböden
Steuerung
des Aural-Shape-Orchesters
Das Aural-Shape-Orchester lässt sich mit einem normalen MIDI-Sequenzer
Programm steuern. Das ermöglicht einen hohen Grad an Flexibilität
in der Komposition der Stücke. Jedes Instrument besitzt eine
oder mehrere Steuer-Boxen. Hier wandeln Microprozessoren,
die MIDI-Signale des Computers in elektrische Impulse für
die Motoren und Magnete der Instrumente. Die Geräusche und
Klänge werden also ausschließlich mechanisch erzeugt. Das
ganze Orchester besteht aus vielen Instrumenten und imfasst
über 1000 einzeln spielbare Geräuschelemente.
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